So soll ein jeder im Tode denken und sich trösten: der Herr und Heiland ist gekommen und ist dazu geboren und mir gleich geworden, daß er mir freundlich zusprechen und die Wort ins Herz hineintreiben will: Fürchte dich nicht!, ich bin kein Wolf, Bär, Leu und will dich nicht zerreißen, bin auch nicht dein Teufel, der dich wegführte, sondern ein Heiland und will dir helfen aus aller Not, aus der dir weder Mensch noch Engel helfen kann; ich will in den Schlamm treten und nicht wieder heraus gehen, ich nähme dich denn mit.
Gott verheißt nicht nur, er werde Nothelfer sein, sondern gebietet auch, daß man ihn dafür halte. Die Juden hat er aus Ägyptenland geführt. Aber solches ist nichts gegen die Wohltaten, die er den Heiden getan hat. Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen. Der führt uns nicht allein durch ein Rotes Meer, sondern durch 100 000 Rote Meere und Wüsten.
Zuvor gab Gott Himmel und Erden zum Pfand für das erste Gebot Ich bin der Herr, dein Gott: sind die Wort zu schwach, so schaue Himmel und Erden an, die dir dienen. Sind auch die zu schwach, so schau den Sohn an: er kam nicht in Gestalt eines Engels, nicht in Feuerflammen, viel weniger als ein Bär, sondern in deiner Gestalt, von einer Jungfrau geboren, in lauter sanftem Wesen; daß du nicht erschrecken müßtest. Wer da nu sagen könnte, daß er sich dieser Predigt annähme, der ist ein Christ.
Nicht gesandt ist er euch und kommt nicht mit Macht und Reichtum, nicht wie ein Stein, sondern ist euch geboren. Und wie geboren? von einem Weibe. Was vom Weib geboren wird, ist Mensch. Er ist nicht gebacken oder geschnitzt, wächst auch nicht aus der Erde, sondern kommt aus einer Mutter Leib.
Im ersten Gebot liesest du: Ich bin der Herr, dein Gott. Da gebietet er mit höchster Macht, daß wir sollen vertrauen und hoffen, wie auch Christus zum Gichtbrüchigen spricht: vertraue, mein Sohn. Er spricht:Ich bin der Herr, dein Gott.
Die also erschrocken sind durch das Gericht Gottes, die werden aufgerichtet, denn die ganze Schrift schreit laut: Tröstet, tröstet, fürchtet euch nicht! Das ist die rechte Engelspredigt und gehört den Erschrockenen. Dem Glanz mußte Erschrecken und Buße folgen und der Buße der Trost.
Es ist eine vergebliche Predigt, wenn man einem Fröhlichen sagt: fürchte dich nicht! Desgleichen umgekehrt, wenn ich zu einem von der Pest befallenen spräche, er solle zittern und der Teufel solle ihn holen. Desgleichen wiederum bei einem Reichen. Es soll nicht sein, daß man dem Angefochtenen weitere Anfechtung zufüge oder die Erschrockenen erschrecke und umgekehrt.
Der Segen ist, daß Tod, Sünd und Hölle aufgehoben, das Gesetz, das uns Tag und Nacht geplagt, erfüllet und an deren Statt ein frei sicher Leben ohne Furcht sein soll, nicht in schönen güldnen Kleidern, sondern in Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Dem Traurigen soll man nicht Traurigkeit auflegen, sondern er soll den Schlüssel ergreifen, der da vergibt – das heißt die Schrift recht gedeutet auf die Person. Ich soll sprechen: »Sei getrost, mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben« (Matth. 9, 2).
Wir aber wollen danken, daß Johannes das Neue Testament angefangen hat. Denn Christus selber spricht (Matth. 11,13): das Gesetz und die Propheten regieren bis auf Johannes. Denn Gesetz und Propheten sagen die glückliche Zeit an, da ein andres Reich kommen wird, welches Johannes anfangen soll und welches soll des Alten Testaments Ende sein.
Den Glauben nennt man ein gewöhnlich Ding und will etwas Besondres beginnen, als hätt man den Glauben längst erstritten. Sie haben gesagt: Der Glaube ist ein gewöhnlich Ding, willst du den Glauben predigen, so geht zu den Heiden. Christen muß man etwas andres predigen, nämlich daß sie eine Kutte anziehen sollen und dgl. Ich hab den Glauben kaum angefangen, ja, bis ans Grab hab ich dran zu lernen. Ich kümmre mich nicht um die Lehre von den Werken, sondern bete nur: hilf mir zuvor, daß ich fest glauben kann.
Darum muß man zur Historie den Glauben hinzutun, denn ohne ihn ist das Sakrament nichts nütze, denn um des Glaubens willen ist es eingesetzt. Ist der Glaube da, so hat man Vergebung der Sünden und Erlösung vom Tode.
Ich will wahrlich glauben und darauf sterben, daß die Worte so lauten: »Das ist mein Leib, der für euch gegeben ist. Da solls nicht beim Bedenken bleiben, sondern ich glaube, daß Christus wahr spricht. Wenn du es empfängst, so ist das ein Werk, aber dabei bleibe ich nicht, das kann die Maus auch. Du aber richte dich darnach: er ist für mich gegeben, sein Blut für mich vergossen, es soll eine Gabe sein und dein sein. Das fasse! Womit? Mit dem Herzen.
Denn wenn die Stiftung Christi hinweg ist, so sind auch Wort und Glauben hinweggenommen. Und darnach hat es die gewöhnlichen Messen gegeben für die Wandersleute, daß das Bier wohl gerate, die Weide und Schafe wohl geraten. Aber dazu sind Messe und Sakrament nicht gestiftet, daß das Bier wohl gerate. Dafür hat Christus nicht gelitten. Was ihm zu Herzen geht, ist, ob ich das ewige Leben oder den ewigen Tod haben will.
Man sieht und greift die Worte nehmet, esset, das ist mein Leib… zur Vergebung der Sünden; dennoch hat man die Kunst erdacht, sie nicht öffentlich zu sprechen, sondern nur leise zu wispern, und auch dies nur einmal im Jahr. So ward der Glaube verdeckt und nur die wenigsten haben diese Worte recht bedacht. Darum müssen wir diese Worte wieder hervorrücken und das Sakrament geben und von Christus singen und sagen, zumal wenn wir das Sakrament empfangen. Dann bleibt auch das Wort, daß er für uns gestorben ist. Wenn das bleibt, bleibt auch der Glaube, daß er uns vom Tod erlöst und von Sünden gewaschen hat. Die Stiftung ist fest und gewiß.
So lernen wir den Glauben und hüten uns vor falschen Propheten. Wenn diese Grundfeste bleibt, dann kann ich leicht schließen: niemand kann in seinen Sünden Gott so dienen, daß sie ihm vergeben werden. So sind wir alle in der Irre gegangen (Jes. 53, 6), auch auf den scheinbar besten Wegen, aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Dort liegen die Sünden aller Propheten und Apostel. Wer darum heilig wird, der wirds durch Christus.
Nicht du hast mir gedient als deinem Gott, sondern ich muß dir helfen, spricht der Herr: dein Opfer tuts nicht, außer es ist ein Lobopfer, das du bringst, weil du schon erlöst bist, ich aber muß schwitzen und arbeiten an deinen Sünden. Wer nur das rechtwüßte und glaubte, daß die göttliche Majestät, der wir billig dienen sollten, uns dienen muß! Darum predigen und treiben wirs allezeit, damit die Menschen es bedenken sollen: die Sünde, die Christus trägt, ist meine Sünde.
Es ist wohl wahr, daß man die Passion Christi herzlich bedenken soll. Denn sie ist größer, als man denken kann. Und die hohe Person, die da leidet, ist kein Mörder, kein Petrus und Paulus, auch kein Engel, sondern ein unschuldiger Mensch, der zugleich Gottes Sohn ist. Der stirbt. Siehe nur zu, daß du die Person hoch machst, dann wird auch die Passion so groß wie keine andre.
Man kennt die christliche Kirche nicht an den Hüten, sondern an diesen zwei Zeichen, daß sie nämlich an Christus glaubt und durch diesen Glauben selig ist, darnach daß sie demütig ist und einer dem andern gibt und vergibt.
Und vom Sakrament halten wir, daß wir ihm glauben sollen. Denkt an mich: das ist der Glaube. Wascht einander die Füße: das ist die Liebe. Das sind kurze Worte, aber sie fassen viel in sich. Darum soll man zusehen, daß die Lehre vom Glauben rein sei und das Fußwaschen nicht ein Dreckwaschen sei, sondern wahre gute Werke lehre.
Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden. Desgleichen 1. Petr. 5 (V5): Seid einander untertan und haltet fest an der Demut. Ein jeder soll denken: mein Nächster ist vor Gott besser als ich. Der Mann soll denken: vor Gott ist die Frau besser als ich. Desgleichen die Frau. Das hieße die Fußwaschung nicht allein mit den Händen, sondern mit dem Herzen gehalten.
Ihr nennt mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin es auch (Joh. 13, 13). Er will sagen: ich bin unter euch der, der dient; ihr sitzt, ich liege auf den Knien, auch vor Judas. So soll es in der Kirche zugehen, daß keiner über den anderen herrsche. In der Welt ists anders, da herrschen Ruten Schwert und Rad und haben Recht über Leib und Gut. In der Christenheit aber soll einer des andern Knecht sein und soll es so tun, daß es ein Ernst ist und keine äußerliche Macht: ich soll mich für geringer halten als meinen Nächsten.
Christus hat seinen Jüngern das Sakrament und Predigtamt gestiftet, damit sie seiner gedächten. Darnach zeigt er nur auch die Liebe an und wird ihr Knecht. Und setzt sich selber als Exempel daneben von dem, was Dienst ist, und macht sich selbst zum Knecht und wäscht all den Seinen die Füße.
Ich höre seine Worte: nehmet, esset, das ist mein Leib. Wenn ich nicht weiß, wie es zugeht, so ist das nicht seltsam; weiß ich doch auch nicht, wie es zugeht, daß ich lebe. Es ist da ein besondres auserlesenes Werk. Und ich sage: Er ist allmächtig. Er hats gesagt, daß ich taufen und mit dem Wasser von Sünden reinigen soll. Wenn ichs auch nicht verstehe, da liegt nichts dran.
Christus will sagen: »Ich will nicht, daß ihr dies Sakrament des Leibs und Bluts ein jeder im Winkel und heimlich halte, so daß es niemand sieht und hört, sondern es soll von mir gepredigt und öffentlich bekannt werden, daß ich für euch gestorben bin; vor der Welt sollt ihr mich bekennen und verkünden und durch solche Predigt und Sakrament geweidet und gestärkt werden.«
Diese Worte sind licht und klar, nicht finster noch dunkel. Man weiß wohl, was nehmen essen und trinken heißt. Diese Worte sind auf dem Markt bekannt. Da sie so dürr hell und klar sind, sollen wir auch dabei bleiben. Dazu ist dies Sakrament gestiftet, wenn er sagt: »Das tut zu meinem Gedächtnis.« Es ist seine Ordnung und Gebot, gleich wie er auch sagt: »Geht dahin und taufet!« Solches tut! d.h. daß ihr das Brot nehmt und dabei sprecht: »Das ist mein Leib.« Das ist, will Christus sagen, meine Stiftung, das sollt ihr treiben und üben, und besonders zu meinem Gedächtnis sollt ihrs tun.
Denke nicht, daß er ein Klotz und Stein gewesen ist. Und der blutige Schweiß zeigt auch an (Lk. 22, 44), daß er einen andern Schmerz im Herzen fühlte als wir. Er· ging in Gedanken einher, wie ein Mensch, der zum Tod verurteilt ist. Darum war ihm der Tod am allerbittersten. Denn wir liegen ihm alle auf den Hals und Gottes Zorn dazu. Es ist ihm zumut gewesen wie einem verdammten Menschen.
So hat Christus das Gesetz erfüllt, Passah gehalten nach dem Gesetz am Abend und mit seinem Leibe das wahre Passah erfüllt. So ist an einem Tage das Passah Moses und das wahre Passah geschlachtet und ging die ganze Nacht und den folgenden Tag bis zum Begräbnis. Da hört das alte Passah auf, weil das wahre Passah kommt.
Aber er kommtt nicht, daß er Gold und Silber bringe, sondern durch sein Elend, dadurch daß er Sünder wird und stirbt, durch diese beiden gibt er die Vertilgung der Sünden, daß du ewiglich heilig seist. Er kommt nicht reich und mächtig, sondern als ein Gerechtmacher, der von Sünden helfen und mit ewiger Gerechtigkeit schmücken soll, nicht mit Seide und Ketten am Hals, sondern als ein Heiland und Gerechtmacher, der dich vom Tod und all den Plagen befreien soll, die der Teufel im Paradies auf uns vererbt hat.
Denn Gott hat beschlossen, daß in diesem Menschen alles sein soll. Die ganze Gottheit ist leiblich in ihm und nicht allein geistlich wie bei andern Menschen. Was Gott genannt werden kann, ist leiblich und persönlich in ihm. Alle Weisheit und göttliche Macht ist in ihm, doch zugedeckt mit einem ärgerlichen Bild. Der Vater der Sohn und der Heilige Geist sind ein Gott, und der ist in ihm. Außer diesem Bild ist kein Gott. Darum sieht die ganze heilige Schrift und alle Kreatur auf ihn. Wenn sie diesen vorübergehen lassen, war Gefahr, daß sie Gott niemals finden.
Er wußte wohl, daß das aufs höchste Anstoß erregen wird. Darum will er nicht im Verborgenen kommen und sie genugsam warnen und kommt daher mit großer Menge, läßt sich loben und singen: gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Er reitet auf einem Eselsfüllen ein und tut ein großes Wunderzeichen hart vor der Nase von Bethanien, so daß alle Leute herzulaufen.
Drum sollen wir danken und Gott loben und Lust und Freude dran haben, daß Christus sich in unser recht natürlich Fleisch gesenkt hat. Er hat nicht Steins- oder Engelsgestalt angenommen, sondern ist in unser Fleisch gekommen.
Aber nicht also, sondern so soll er als Heiland gepredigt werden, daß du Freude und Lust an ihm habest, weil er von den Toten auferstanden ist. Mir ist’s mehr als ein Lied von einer fertigen Sache. Es ist etwas mehr als eine einmal geschehene Geschichte, nämlich ein Geschenk, das ewig bleibt. Mir ist er geboren. Die Geburt ist wohl in Bethlehem geschehen, aber ist mir geschenkt. Und dies Geschenk bleibt ewigliche
Glaube du, daß Christus empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, aber siehe zu, daß du aus der Geschichte dir eine Gabe machest, daß Christus dir empfangen, geboren und gestorben sei. Da übe deinen Glauben, daß er täglich fester werde und Lust und Freude dran bekomme. Und ob auch von Petrus und Paulus die Rede ist, sie sind nur Bächlein; Christus ist die Quelle, in ihm ist alle Weisheit und Wahrheit. Andre haben Stücke und Brocken, er ist die ewige Quelle.
Ich aber möcht viel lieber aus der Quelle selber trinken d.h. viel lieber aus der Bibel die Lehre des Evangeliums schöpfen als aus den Vätern. Süßer trinkt aus dem Quell sich der köstlich erfrischende Trank. Selig sollten wir uns sprechen und Gott danken,· daß wir die Gnade haben, sein Wort genugsam zu hören.