Und wer getauft wird, der wird zum Tod verurteilt, als spräche der taufende Priester: »Sieh, du bist ein sündiges Fleisch, darum ersäufe ich dich in Gottes Namen und verurteile dich in demselben Namen zum Tod, daß alle deine Sünden mit dir sterben und untergehen.«
Darum ist es auch nützlich und nötig, daß die Liebe und Gemeinschaft Christi und aller Heiligen verborgen, unsichtbar und geistlich vor sich gehe und nur das Zeichen, das uns gegeben wird, leiblich sichtbar und äußerlich sei. Denn wenn solche Liebe, Gemeinschaft und Beistand sichtbar wäre wie der Menschen zeitliche Gemeinschaft, dann würden wir dadurch nicht darin gestärkt und geübt, auf die unsichtbaren und ewigen Güter zu trauen oder sie zu begehren, sondern würden vielmehr nur darin geübt, auf zeitliche und sichtbare Güter zu trauen.
Hier kommt nu das dritte Stück des Sakraments, nämlich der Glaube, an dem alles liegt. Denn es ist nicht genug, daß man weiß, was das Sakrament ist und bedeutet. Es ist nicht genug, daß du weißt: es ist eine Gemeinschaft und gnädiger Wechsel und Vermischung unsrer Sünden und Leiden mit Christi und seiner Heiligen Gerechtigkeit, sondern du mußt das auch begehren und fest glauben, du habest es erlangt.
Denn gleichwie aus vielen Körnlein zusammengestoßen das Brot gemacht wird und vieler Körner Leiber eines Brotes Leib werden, in dem jedes Körnlein seinen Leib und seine Gestalt verliert und den gemeinsamen Leib des Brotes annimmt, wie desgleichen auch die Weinkörnlein mit Verlust ihrer Gestalt eines gemeinsamen Weins und Tranks Leib werden, so sollen auch wir sein und sind auch wir, wenn wir dies Sakrament recht gebrauchen. Christus mit allen seinen Heiligen nimmt durch seine Liebe unsre Gestalt an, streitet mit uns gegen Sünde Tod und alles Übel.
Dies Sakrament in Brot und Wein empfangen heißt also nichts andres als ein gewisses Zeichen dieser Gemeinschaft mit Christus und allen Heiligen und dieser Einverleibung empfangen, gleichwie man einem Bürger ein Zeichen, eine Handschrift oder sonst eine Losung gibt, daß er gewiß ist, daß er einer Stadt Bürger und einer Gemeinde Glied sein soll.
Man findet nu viele Leute, die gerne fromm sein und werden wollen. Nu gibts dafür keine kürzere Weise und kürzeren Weg als die Taufe und Taufwerke, d.h. Leiden und Sterben. Weil sie aber das nicht wollen, so ists ein Zeichen, daß sie nicht recht wissen oder begehren, fromm zu werden. Darum hat Gott mancherlei Stände verordnet, in welchen man sich üben und leiden lernen soll, etlichen den Ehestand, andern den geistlichen Stand, andern den regierenden Stand, und hat allen befohlen, Mühe und Arbeit zu haben, damit man das Fleisch töte und an den Tod gewöhne. Denn all denen, die getauft sind, hat die Taufe dieses Lebens Ruhe Frieden und Genüge zu lauter Gift gemacht, weil sie das Werk der Taufe verhindern.
Aber in der ersten Geburt sind wir nicht wohl geraten, darum stößt er uns durch den Tod wieder in die Erde und macht uns am jüngsten Tag neu, damit wir dann wohl geraten und ohne Sünde sind. Diesen Rat fangt er in der Taufe an auszuführen, die den Tod und die Auferstehung am jüngsten Tag bedeutet, wie gesagt ist.
So ist eines Christenmenschen Leben nichts andres als ein Anfangen, selig zu sterben, von der Taufe an bis ins Grab. Denn Gott will ihn am jüngsten Tag von neu auf anders machen.
Das Zeichen besteht darin, daß man den Menschen in dem Namen des Vaters des Sohns und des Heiligen Geistes ins Wasser stößt; aber man läßt ihn nicht darin, sondern hebt ihn wieder heraus. Darum heißt mans: aus der Taufe gehoben. Darum müssen in dem Zeichen alle beiden Stücke sein, das Taufen und das Herausheben.