Sprich: das ist das Reich der Welt. Du kannst nicht erwarten, die Welt dahin zu bringen, daß sie anders werde als zu Christi Lebzeiten. Willst du unter Wölfen sein, so mußt du mitheulen. Wir dienen hier in einem Wirtshaus, wo der Teufel der Herr und die Welt die Hausfrau und die weltlichen Lüste das Hausgesind sind, und alle miteinander sind dem Evangelium feind.
So ists der Welt Lauf: Wahrheit kann man nicht leiden; wer in der Welt leben will, der verschweige die Wahrheit und bescheiße die Leute! Willst du aber die Wahrheit bezeugen, so richt dich darauf ein, daß du den Teufel mit all seinen Engeln zu Widersachern hast, dazu auch die Welt mit ihrer Weisheit, dazu Vernunft und Gewissen, Eltern und Freunde. Da wird nichts Andres draus. Wenn diese all dich mit ihrem Haß verfolgen, so sprich: das hab ich gesucht, Gott sei gelobt! es geht richtig, wie es gehen soll; wenn ich die Wahrheit verschwiege, so wären sie alle meine gnädigen Junker; weil ich sie sage, darum widerfährt mir das Gegenteil.
Und wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Da hat nu Christus sein Amt bekannt, daß er ein König sei und daß sein königlich Amt sei, das Evangelium zu predigen. Wer sind nu aber seine Schüler? Antwort: meine Schüler sind nicht die Pharisäer, Benediktiner, Barfüßer, Männer, Frauen, Fürsten, Knechte, Faster, Beter, sondern den Namen haben sie: die meine Stimme horen, sind meine Jünger und Glieder meines Reichs.
Es sind zweierlei Reiche und zweierlei Aufruhr. Wir helfen dem Kaiser zu seinem Reich, aber da rumpeln wir drein, daß Christi Reich höher ist als Kaiser Karls Reich und daß die Leute es neu verstehen müssen. Hand, Leib und Gut lassen wir ihm im Gehorsam, wie sich gebührt. Aber wir predigen das Evangelium und dies spaltet die Herzen voneinander. Darein hat der Kaiser nicht zu regieren.
Ein Christ muß allerlei leiden, aber schweigen muß er nicht. Wenn du Ketzer genannt wirst, mußt du Antwort geben und dem Richter Zeugnis geben, damit er wisse, daß du nein sagst und dich nicht seiner Sünde teilhaft machst. Die Obrigkeit muß die Lügen mit dem Schwert strafen, ein Christ muß sie mit der Zunge strafen.
Ihr habt gehört, wie wir lehren. Es sind zwei Reiche, ein. weltliches und ein geistliches Reich, das eine über Schälke, das der Kaiser regiert, das andere über Christen, das Gottes Sohn regiert. Der Kaiser ist ein Schalkswirt, denn er hat lauter Schälke in seinem Hause. Christus aber will niemand haben, der nicht von Herzen rechtschaffen ist, denn er hat nur das Wort, nicht Rad und Schwert. Aber die weltliche Obrigkeit hat Schälke unter sich, denn sie tun nichts Gutes, man zwinge sie denn mit Schlägen. Wenn das nicht wäre, könnte niemand in seinem Hause sicher sein.
Christus ist nichts anderes als Vergebung der Sünden und diese ist gesetzt gegen die allergrößte Sünde, nämlich die Verzweiflung. Wenn Petrus nicht dastünde und spräche: ich habe auch gesündigt, so würden wir gewißlich alle verzweifeln. Es ist um unseretwillen nötig gewesen, die wir der Schächer und in der tiefsten Hölle sind, damit wir nicht verzweifeln, sondern wissen sollten, daß in Christi Reich die Vergebung der Sünden gilt. Ihr sollt wissen: diese Geschichte ist für uns geschrieben.
Warum ist Christus nicht geflohen? Er flieht nicht vor dem Kreuz. Er hätts wohl sieben mal tun können. Aber er ist seinen Weg gegangen nach seiner Gewohnheit. Daraus soll man die allgemeine Lehre nehmen: man soll das Kreuz weder suchen noch fliehen.