Alle Ding, die wir glauben, sind so tief verborgen, daß nur der Glaub sie sieht. So hell sind die Augen des Glaubens. Das heißt, ins Finstre gesehen. Man sieht’s nicht, man fühlt’s nicht, aber man glaubt’s. Vernunft kann das nicht fassen, aber der Glaub gehet sicher daher, ja sichrer als wenn wir’s mit den leiblichen Augen sähen.
Wo ist er? Hier bei uns ist er, und hat sich darum in den Himmel gesetzt, damit er nahe bei uns sei. Wir sind bei ihm droben und er bei uns unten. Durch die Predigt kommt er herab und wir kommen durch den Glauben hinauf.
Gott hat mir da ein Wahrzeichen gegeben, damit ich gewiß sein soll, selig zu werden; das hat er mir durch das Evangelium verheißen; denn er hat uns die Worte gegeben, die sind der Brief, und neben den Worten die Taufe, die ist das Siegel, so daß also der Glaube, der das Wort faßt, durch das Zeichen und Siegel gestärkt wird.
Die Taufe ist nicht ein Werk, das wir tun. Sie soll aber deswegen beim Glauben sein, weil Gott haben will, daß der Glaube nicht im Herzen verborgen bleibt, sondern herausbricht, bekannt und vor der Welt offenbar wird. Darum hat er solch äußerlich Zeichen eingesetzt, durch das ein jeder seinen Glauben beweisen und bekennen kann. Dadurch kommt man auch zum heiligen Kreuz; denn wenn der Glaube heimlich im Herzen verborgen bleiben sollte, dann wäre man wohl sicher, daß man das Kreuz nicht tragen und Christus nicht nachfolgen bräuchte.
Es sind viel Leut, die da glauben, daß Christus ein Herr sei, aber nicht, daß er ein Herr aller Ding sei. Z.B. ein Herr des Geldes: der Mensch vertraut ihm nicht, daß er ihn ernähren werd, scharret und kratzet, und wenn ihm Armut zustößt, so lauft er hierhin und dorthin. Desgleichen glaubt er nicht, daß Christus ein Herr sei der Feinde: wenn der Mensch beleidigt wird oder Feinde hat, so läuft er zur Gewalt, daß die sie verhüte. Solche Menschen glauben nicht. Denn glaubten sie, so sprächen sie: Wen sollt ich fürchten? Gott ist mein Vater und Herr, es wird mir nichts geschehen ohne den Willen Gottes.
Zum andern werden wir zum Glauben gereizt durch das, daß der Engel erklärt, wie das Kind ein mächtiger König sein wird. Er wird ein Sohn des Höchsten genannt werden. Je größer wir diesen König machen können, desto mehr wird unser Glaub gestärkt, wenn wir glauben, daß er so mächtig ist. Das geschieht nu, wenn unser Glaub hie von Tag zu Tag je mehr und mehr zunimmt, so daß wir zuletzt gar nicht mehr zweifeln, es sei alles in dem König, wie der Engel von ihm gesagt hat.
So kommt es: das Wort Gottes ist lebendig und der Tod kann’s nicht verschlingen. Es ist ein großer Glaub gewest in dem jungen Maidlein Maria, daß es alle sichtbaren widerstreitenden Ding überwunden hat. Das ist die erste Art und Natur des Glaubens.
Ein Engel ist einer, der für seine Botschaft mit dem Mund wirbt. So steht auch Lk. 9 (V. 52): »Er sandte etliche Engel, die die Herberg bereiteten«, d.h. er sandte aus seine Jünger. Gott hat mancherlei Engel, himmlische Geister und Menschen.
Darum muß er uns einen gewissen Ort anzeigen, da Christus liegt; das ist die Krippe, da findet man ihn gewiß, wenn gleich Joseph und Maria nicht da wären. Das ist soviel gesagt: Christus ist in der Schrift eingewickelt durch und durch, gleichwie der Leib in den Tüchlein. Die Krippe ist nun die Predigt, darin er liegt und gefasst wird, und daraus man Essen und Futter nimmt.
Ja, sprechen sie, die christliche Kirche hat je den Heiligen Geist, der läßt sie nicht irren noch fehlen. Antwort, wie oben gesagt: Die Kirche sei wie sie wolle, so hat sie dennoch noch nicht so viel Geists gehabt als Maria; und wiewohl er sie regiert hat, läßt er sie dennoch auch irren uns zum Exempel.
Das ist aber nun hier der Trost, wie ich gesagt habe, daß sich Christus nicht läßt finden denn im Tempel, das ist, in dem das Gottes ist. Was ist aber Gottes? sind es nicht alle Creaturen? Wahr ists, daß alles Gottes ist: aber eigendich ist es die heilige Schrift und sein Wort; denn das andere alles ist uns gegeben.
Also, wenn uns Gott hat einen feinen starken Glauben gegeben, daß wir daher gehen in starker Zuversicht und sicher sind, daß wir einen gnädigen Gott haben, und auch darauf trotzen können, so sind wir im Paradies.
Also kann unser Herr Gott handeln, daß er uns unsere Freude und Trost nimmt, wann er will, und uns auch damit am meisten erschrecken, davon wir die größte Freude haben; und wiederum, die größte Freude gibt davon, das uns am meisten erschreckt.
Und merke, daß Gott und Menschen widersinnisch fahren. Die Menschen geben zuerst das Beste, darnach das Aergste: Gott zuerst das Kreuz und Leiden, darnach Ehre und Seligkeit.