Wenn aber ein Prediger kommt wie Christus, so macht er aus Mose das Evangelium, so daß lichtes Feuer daraus wird. Sonst bleibts lauter Fels und finster. Darum ist das Wort Gottes wohl überall, aber es gehört noch dazu, daß der Heilige Geist es im Herzen erklärt.
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wer kann solche Liebe genug aussprechen und solchen Schmuck genug beschreiben? Sein Herz ist so voll Feuer und großer Liebe, die niemand begreifen kann. In großem Schmerz und großer Schmach tut er dennoch, als fühlte ers nicht, und denkt allein an unsre Sünden und Gottes Zorn. Ist das nicht Liebe?
Dir zugut und deiner Seele zu Trost, Stärkung und Erlösung ist es gegeben, je länger je mehr sollst du der Sünde Feind sein und ein desto stärkerer Christ werden. Christus steckt dich in der Taufe nicht dazu ins Wasser, daß du darin ersaufen sollst, sondern daß du von den Sünden erlöst werdest.
Er legt uns kein schweres Werk auf. Essen und Trinken ist das leichteste Werk, nichts tun die Menschen lieber. Es ist das fröhlichste Ding auf Erden, wie man spricht: vor Essen kein Tanz! Oder: auf einem vollen Bauch steht ein fröhlich Haupt! Es ist ein lieblich und nötig Werk und lernt sich aufs leichteste. Dahin weist er sie, auf eine fröhliche süße liebliche Mahlzeit und will ihnen kein hartes Werk auflegen. Nichts von Kappen, nichts von Wallfahren in Waffen nach Jerusalem; Beschneidung, Schlachten von Tieren, Kleiderwaschen und Kehren wie im Gesetz, sondern er spricht: »Da habt ihr das Abendmahl, wenn ihr zusammenkommt und von mir predigen und lehren wollt, dann nehmt Brot und Wein und sprecht meine Worte darüber, dann ists mein Leib und Blut.«
Wie geht das zu, daß die Zung im Munde klappert, sich regt und eine Sprache daraus wird? Kein Mensch kann sagen, wie ein Haar wächst. Es ist ein verdrießlich Ding, wenn man dann bei Gottes Werken so handeln will. Wenn wir das nicht fassen, darin wir leben und schweben, wie sollen wir fassen können, was Gott allein anzeigt und darinnen wir nicht leben?
Dafur hat unser Herrgott müssen ein Exempel geben, um uns zu lehren, daß wir Gott mehr schuldig sind als Menschen und Eltern. Wenn’s zum Treffen kommt, daß man entweder den Vater oder Gott lassen muß, dann muß man sprechen: ich muß sein in dem, das Gottes ist. Außer diesem Fall aber will ich gehorsam sein.
Sein Wort und Befehl gehen vor, darnach soll ich auch tun, wasI Vater, Mutter, Fürsten und Herren haben wollen. Aber ich soll nicht den Wagen vor die Pferde spannen.
So wollt unser Herrgott auch gern, daß wir sein Wort fleißig in unsern Herzen bewegten und uns so einbildeten, daß es uns schier zur Natur würde. So heißt’s im Hohenlied (8, 6): »Drücke mich in dein Herz wie ein Siegel. Wie ein Brandzeichen soll es sein, daß nicht auf dem Herzen schwebt nur wie ein Schaum auf dem Wasser oder Geifer auf der Zunge, die da aufspritzen. Ich wollt, spricht er, daß es ins Herz gedrückt würde und ein Malzeichen bliebe, daß niemand auswischen könnte, als wär es natürlich drin gewachsen und ließe sich nicht auskratzen.«
Was einer nicht weiß, das gibt ihm weder Lust noch Unlust, sondern ist, als wäre es nie gewesen. Drum ist das das rechte Stück in diesem Evangelium, daß der Engel mit seinen Gesellen die geschehene Geburt offenbart und anzeigt, welchen Schatz Gott uns gibt, damit wir nicht hingingen und hätten den Schatz und wüßten ihn doch nicht zu brauchen.