Ob Christus gleich nicht ein weltlicher Herr ist, so verbietet er doch die Obrigkeit nicht und will nicht, daß die, die Gewalt haben, sie fahren lassen. Drum führ das nicht zum Exempel an, was Christus getan hat. Du müßtest sonst auch mein Exempel anführen: Martinus will nicht Ratsherr, Richter sein, also sind’s keine christlichen Stände! So müßt ich Bauer, Schuster, Schneider werden und allerlei Werk und Amt annehmen. Aber sieh nicht an,was Christus tat oder was ich tue. Er gibt einem jeglichen sein Amt.
Wenn einer wider die alte Lehre eine neue errichten wollte, so soll man ihm nicht glauben, auch wenn er Tote erwecken könnte. So ist die Lehre vom Fegfeuer gegen die Lehre und Predigt des Engels hier, desgleichen jene Lehre, daß man durch Werke selig werde. Es sind auch bei Wallfahrten Zeichen geschehen, daß z.B. Blinde das Gesicht wieder erhielten. Aber weil solches gegen die gesunde Lehre ist, soll man ihm nicht glauben.
In dem Wort Emmanuel steht mit allen Buchstaben geschrieben der Name Jesus. Denn wenn Christus mit uns ist, so sind wir genesen, so haben wir den rechten Hausvater, der uns wird wohl erlösen. Wenn er auch nicht Emmanuel heißet mit den Buchstaben, so heißet er doch Emmanuel mit Kraft und Wesen. Denn was er vermag und ist, das ist mit uns. Ist aber das, so ist er selbst mit uns.
Warum aber heißt er Emmanuel, wo der Evangelist ihn doch Jesus nennt, weil er sein Volk selig machen wird? Das ist darum geschehen, daß es verborgen bliebe und würd ein Artikel des Glaubens draus. Und wenn auch die Silben und Buchstaben des Namens nicht da sind, so wird doch die Sache im Evangelium angezeigt, nämlich Emmanuel: mit uns Gott!
Aber der Glaube hats nicht von den Werken, sondern die Werke habens vom Glauben. Das sage ich darum, damit man den Werken ihr bescheiden Teil lasse, aber nicht darauf haue, als täten eigentlich sie das, was ihnen zugeschrieben wird. Denn daß sie reinigen, das haben sie nicht von sich, sondern vom Glauben.
Der Glaube tut alles, er vergibt die Sünden und erlöst vom Tode. Aber die Werke, die nachfolgen, sollen beweisen, daß der Glaube da ist und daß der Mensch anders geworden ist.
Gleichwie Gott auch nicht in seiner Gottheit blieb, als er zu uns kommen wollte, sondern sich ins Fleisch senkte. Da war die Gottheit nicht müßig, sondern tätig in der Menschheit. So fährt auch der wahre Glaube durch Zunge 0hren und Augen und alle Glieder des Körpers und wendet alles so, daß der Mensch nicht sündigt, sondern Gott und nicht dem Teufel lebt.
Auf Erden gilt am höchsten das Seine zu suchen und sich um den Nächsten nicht zu kümmern. Darnach soll man nicht trachten. Solang euch das gefällt, seid ihr tot und habt die Auferstehung Christi nicht ergriffen. Wo aber Christus im Himmel gefällt, da ist lauter Glaube Liebe und Wohltat. Das heißt die Kraft der Auferstehung Christi in uns beweisen, welches geschieht durch wahren Glauben.
Denn wenn der Glaube wirklich in dir ist, dann durchdringt er alle Glieder und fegt das Böse aus, das in deinem Leibe ist, so daß Mund und Ohren anders werden. Dann kannst du es nicht sehen, daß dein Feind Schaden leidet oder ein Haus brennt, sondern wolltest gerne, daß es abgewendet werde.
Wer die Auferstehung Christi recht besitzen will, der muß aus seiner alten Haut in Christus kriechen und ein neuer Mensch werden. Geschieht das nicht, so ist er durch die Auferstehung Christi um nichts besser geworden.
Du aber sprich: »Die Schrift sagt, daß wir durch Christus erlöst sind.« Aber du mußt das Du hinzutun: »Wenn Christi Werk nicht mein ist, dann ist auch mein (Werk) nicht Christi (Werk). Wenn Christi Werk es tut, dann wirds also keines Menschen Werk tun.« Und solches erlangst du allein (durch den Glauben).
Unsre Natur ist dem Glauben feind. Und wenn einer auch glaubt, wie jene beiden Jünger glaubten, so wills doch nicht recht vorangehen, weil soviel entgegensteht. Auch die, die rechtschaffen sind und gerne von Christus hören wie ich und meinesgleichen, sind dennoch Narren und kommen schwer zum Glauben.
Heißen wir Verführer, so hat uns Christus verführt. Ich ließe mich gern vom Evangelium verdammen, wenn Augustinus in den Himmel führt. Wenn mich das Evangelium in die Hölle wirft, dann bleib ich nicht lang darinnen. Desgleichen auch, wenn die Heiligen in den Himmel führen, bleib ich auch nicht lange dort.
Wir wollten gerne, daß der Tod durch unsre Werke hinweggenommen würde. Christus aber spricht: komm zu mir und überwinde ihn in mir. Aber da sind wir so faul, wollen nicht auf einen Fremden gehen und nicht all unsre Güter und Gerechtigkeit verlassen, unser Elend annehmen und allein auf Christus trauen, den man nicht sieht, das heißt aus all dem Seinen treten und zu Christus springen. Summa summarum, es ist unmöglich zu glauben, wir sind träge zum Glauben.
Christus teilt die Auferstehung durchs Wort, durchs Sakrament der Taufe und des Altars aus.
Die Weiber trugens weiter und hrachtens zu den Aposteln. Das ist die Kundmachung der Auferstehung. Und Christus selber kommt auch und sagts Maria Magdalena, Petrus und andern. So ist die Auferstehung eine Verkündigung und daß man sagt von der Auferstehung.
Das wäre kein Vorteil, wenn Christus nur für seine Person den Teufel niedergetreten hätte. Sonst hätte er alsbald von der Krippe aus gen Himmel fahren können. Darum ist die Auferstehung für uns geschehen, daß sie öffentlich bekannt würde.
Röm. 6 steht geschrieben: Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, als wollt er sagen: der Tod unterstand sich, über Christus zu herrschen, und hats auch angefangen, aber er mußt in seiner Herrschaft ersticken und ihn aus den Toten hervorgehen lassen, denn diese Person konnte nicht sterben, wiewohl sie tot war.
Der Tod tut sein Maul auf und bleckt die Zähne, nämlich Pilatus und Herodes. Christus aber spricht: Tod, du hast keine Gewalt an mich, denn ich bin eine unschuldige Person. Da wird der Tod verdammt und gehängt, (als wollt Christus sagen): Tod, du sollst selber sterben.
Je mehr die menschliche Weisheit sich dem Tod entgegenstellt, desto mächtiger wird er. Desgleichen ists mit Sünde und Teufel: je mehr Klugkeit der Mensch dagegen anwendet (desto stärker werden sie).
Darum soll ein Christ wissen, daß ihm der Teufel nicht allein den Glauben, sondern auch die Werke wehrt. Wenn wir auch gut sind, so geschieht es doch, daß wir Böses wünschen. Wer hier nicht vorsichtig und gerüstet ist, der wird niemals vorankommen.
Pilatus fragt: Was ist Wahrheit? Man kann es so verstehen, als frage er nach Schülerweise. Aber ich meine, es sei ironisch gesprochen. Er hat der Juden Falschheit gesehen und spricht nu: was sagst du von der Wahrheit, lieber Jesu, willst du die Wahrheit sagen? Sie gehört nicht in die Welt!
Alle Zeichen sind gegeben, um die Menschen zu stärken. So tat auch Christus alle Wunderzeichen nicht allein um der Liebe willen, sondern um den Menschen zu stärken, damit er an ihn und durch ihn an Gott glaube. Eltern sind auch ein leiblich Ding; aber wenn du recht (an ihnen) handelst, so hast du ein Zeichen, durch das dein (Glaube) gestärkt wird, daß du Gott gefällst. Das sei allgemein gesagt, damit ihr einen Unterschied macht zwischen dem, was Gott, und dem, was ein Mensch geordnet hat.