Maria hütet, säugt und nährt das Kindlein, wie eine Mutter soll. Drum spricht die Vernunft, Gott hab das alles dazu getan, daß wir aus ihr einen Abgott machen und daß man die Mutter ehre. Wie kommt die Mutter zu der Ehre? Ohn ihren Willen und ohn ihr Wissen. Alle Lieder, allen Ruhm und alle Ehr der Geburt zieht man auf die Mutter. Und doch lautet der Text nicht zu Ehren der Mutter. Denn der Engel spricht: »Ich verkündige euch Freude, euch ist er geboren!« Also, ich soll mich des Kinds und seiner Geburt annehmen und soll die Mutter vergessen, soviel es möglich ist. Wiewohl man ihrer nicht vergessen kann; denn wo eine Geburt ist, da muß auch eine Kindesmutter sein. Dennoch soll man nicht an die Mutter glauben, sondern daß das Kind mir geboren sei.
WA 32, 263
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